Lichen Sclerosus - eine oft übersehene Erkrankung

Stell dir vor, jede 50. Frau leidet unter Lichen Sclerosus und viele wissen es nicht einmal. Oft bleibt diese Krankheit, die vor allem den Genitalbereich betrifft, lange unerkannt und wird verwechselt, da es sich um eine asymptomatische Erkrankung handelt. Fehldiagnosen sind keine Seltenheit, was bedeutet, dass wertvolle Zeit verstreicht, in der eine geeignete Behandlung beginnen könnte.

Da die Diagnose von Lichen Sclerosus oft erst spät gestellt wird, wenn sie schon weit fortgeschritten ist, haben die betroffenen Frauen eine lange Ärzteodyssee hinter sich. Gerade weil der Genitalbereich betroffen ist, ist es für Betroffene nicht leicht, adäquate Behandlung zu erhalten. Dieser Bereich ist schambesetzt und wird noch oft genug tabuisiert. 

Mit diesem Artikel möchte ich über diese chronische Vulvakrankheit aufklären. Dieses Wissen kann entscheidend sein, um die typischen Symptome von Lichen Sclerosus richtig zu deuten und sich frühzeitig die richtige Beratung und Behandlung zu suchen.

Inhalt

Welche Symptome treten bei Lichen Sclerosus auf?

Autoimmunerkrankung Lichen Sclerosus - Was sind die Ursachen, wodurch wird es ausgelöst? 

Warum ist die Diagnose oft so schwierig? 

Wie sieht die Behandlung aus?

Wie kann mich Ernährung bei Lichen Sclerosus unterstützen?  

Fazit

Welche Symptome treten bei Lichen Sclerosus auf?

Lichen sclerosus ist eine chronische Hauterkrankung, die hauptsächlich den Genitalbereich, aber auch andere Körperstellen betreffen kann. Die betroffenen Hautbereichen sind durch weiße, glänzende oder faltige Stellen gekennzeichnet, die auch jucken und schmerzen können. Häufig sind die Vulva, die Schamlippen, beim Mann, die Eichel und der Anus betroffen. Ausdünnung und Schrumpfung des Genitalbereichs machen Koitus, Wasserlassen und Stuhlgang schmerzhaft. 

Typische Symptome sind:  

  • Juckreiz 

  • Schmerzen der Vulva, Schamlippen und Scheide

  • Brennen 

  • sexuelle Schwierigkeiten 

  • Infekte der Harnwege

  • Blasenentzündungen

  • häufiges Wasserlassen 

  • Harn- oder Stuhlinkontinenz

  • beim Mann die Eichel

  • aber auch: Depressionen

Wenn du also Symptome wie wiederkehrendes Jucken oder Brennen in der Intimzone verspürst, Schmerzen im Intimbereich hast oder beim Geschlechtsverkehr oder häufige Blaseninfekte und ähnliche Beschwerden erlebst, können diese Symptome auf Lichen Sclerosus, oder Lichen (Ruber) Planus oder Vulvodynie hinweisen. Diese chronischen Erkrankungen im Intimbereich sind alles andere als selten!

Oft gibt es Begleiterkrankungen. Lichen Sclerosus kann mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen und Vitiligo einhergehen. Die Erkrankung tritt häufiger bei Personen auf, die bereits ein Familienmitglied mit dieser Erkrankung haben. Unbehandelt steigt das Risiko, um im Genitalbereich einen Krebs zu entwickeln.

Die Grafik zeigt die Hautveränderungen in den unterschiedlichen Stadien von Lichen Sclerosus.

Die Grafik zeigt die Hautveränderungen in den unterschiedlichen Stadien von Lichen Sclerosus. 

Quelle: https://www.frontiersin.org/files/Articles/1106318/fmed-10-1106318-HTML/image_m/fmed-10-1106318-g001.jpg 

Autoimmunerkrankung Lichen Sclerosus - Was sind die Ursachen, wodurch wird es ausgelöst?

Die genauen Ursachen von Lichen Sclerosus sind bisher nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere Theorien und beobachtete Faktoren, die zur Entstehung dieser chronischen Vulvakrankheit beitragen könnten:

  1. Autoimmunerkrankung: Es wird angenommen, dass Lichen Sclerosus eine Autoimmunerkrankung ist, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift

  2. Genetische Prädisposition: Es gibt Hinweise auf eine genetische Veranlagung für Lichen Sclerosus. Etwa 10 % der Betroffenen haben Verwandte, die ebenfalls unter dieser Erkrankung leiden, was auf eine familiäre Häufung hindeutet

  3. Weitere Autoimmunerkrankungen: Viele Menschen mit Lichen Sclerosus leiden auch an anderen Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte oder Schilddrüsenerkrankungen, was die Theorie einer autoimmunen Ursache stützt

  4. Hormonelle Faktoren: Es besteht die Möglichkeit, dass hormonelle Ungleichgewichte zur Entwicklung von Lichen Sclerosus beitragen könnten, insbesondere bei Frauen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Abnahme der weiblichen Sexualhormone wie Östrogen während der Wechseljahre die Entstehung von Lichen Sclerosus fördern kann. Eine Studie hat gezeigt, dass Frauen, die nach den Wechseljahren eine bioidentische Hormonersatztherapie oder eine Empfängnisverhütung mit Progesteron einnahmen, eine geringere Erkrankungsrate an Lichen Sclerosus aufwiesen. Dies könnte darauf hindeuten, dass weibliche Sexualhormone eine Schutzwirkung gegen die Entstehung von Lichen Sclerosus haben. 

    Des Weiteren gibt es auch Hinweise darauf, dass eine zu niedrige Konzentration von männlichen Geschlechtshormonen wie Testosteron und Androstendion in den Hautläsionen bei Frauen mit Lichen Sclerosus eine Rolle spielen könnte. Dies könnte mit der Entstehung von Lichen Sclerosus verknüpft sein, da diese Hormone an der Regulation des Hautwachstums im Bereich der Geschlechtsorgane beteiligt sind. 

Diese Faktoren zeigen, dass die Ursachen von Lichen Sclerosus vielschichtig sind und wahrscheinlich von einer Kombination aus genetischen, immunologischen und möglicherweise hormonellen Faktoren abhängen.

Generell möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die genauen Zusammenhänge, wie Lichen Sclerosus entsteht, noch nicht vollständig verstanden sind. Ähnlich anderer Autoimmunerkrankungen ist die Studienlage z.Z. nicht so aussagekräftig. Das liegt aber auch daran, dass es systemische Erkrankungen sind, denen ein komplexes Zusammenspiel aus mehreren Faktoren zu Grunde liegt. Die Auslöser sind individuell - und das macht die Diagnose oft nicht einfach.

Warum ist die Diagnose oft so schwierig?

Gerade weil der Genitalbereich betroffen ist, ist es für Betroffene nicht leicht, adäquate Behandlung zu erhalten. Dieser Bereich ist schambesetzt und wird noch oft genug tabuisiert. 

Es ist schon schwer genug für viele, sich mit diesem Thema in ärztliche Behandlung zu begeben. Dann dauert es nochmal Monate oder Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt ist. 

Das macht es für Betroffene umso unangenehmer. 

Der erste Schritt in der diagnostischen Bewertung ist die Sichtkontrolle der betroffenen Hautstellen. Anschließend kann die klinische Untersuchung durch eine Hautbiopsie bestätigt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen.  

Die Diagnose der chronischen Vulvakrankheit Lichen Sclerosus ist aus mehreren Gründen schwierig:

  1. Die Symptome wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen im Genitalbereich sind relativ unspezifisch und können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Dies erschwert eine eindeutige Zuordnung zu Lichen Sclerosus.

  2. Lichen Sclerosus war bis vor einigen Jahren eine eher unbekannte Erkrankung, weshalb viele Ärzt*innen die Symptome zunächst fälschlicherweise als Blasenentzündung, Pilzinfektion oder andere Erkrankungen deuten. Gynäkologen, Urologen und Kinderärzte sind kaum über Lichen Sclerosus  informiert bzw. überhaupt dafür ausgebildet. Dermatologen sind zwar meist gut informiert, jedoch selten die erste Anlaufstelle.

  3. Eine gesicherte Diagnose ist oft nur durch eine Hautbiopsie möglich, bei der eine kleine Gewebeprobe entnommen und histologisch untersucht wird. Viele Ärzt*innen scheuen diesen kleinen Eingriff, insbesondere bei Kindern.

  4. Die Symptome können im frühen Stadium sehr mild sein und leicht übersehen werden. Erst im fortgeschrittenen Stadium mit weißlichen Hautverfärbungen und Vernarbungen ist die Erkrankung eindeutiger zu erkennen.

  5. Lichen Sclerosus tritt hauptsächlich im Intimbereich (Schamlippen und Vulva) auf, was eine genaue Untersuchung für viele Patient*innen unangenehm macht und die Diagnosefindung erschwert.

Insgesamt führt die Kombination aus unspezifischen Initialsymptomen, mangelnder Aufklärung über die Erkrankung und der intimen Lokalisation häufig zu einer verspäteten oder fehlerhaften Diagnose von Lichen Sclerosus.


Tipp: Hautärzt*innen sind oft vertrauter mit dieser Erkrankung als Gynäkolog*innen. Hole dir im Zweifel bei beiden ärztlichen Rat ein. Das handhabe ich das auch immer: Lieber einmal zu viel fragen, als einmal zu wenig.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu kontrollieren und die Entzündung in der Haut zu reduzieren, um Vernarbungen oder die Entwicklung von Hautkrebs zu verhindern

Die gängigste Erstbehandlung für Lichen sclerosus ist die lokale Anwendung von hoch potenten topischen Kortikosteroiden (Kortison). Diese werden auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. 

Diese medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Entzündung zu reduzieren. Sie muss oft lebenslang erfolgen, um die Krankheit zu kontrollieren und ein Wiederaufflammen der Symptome zu verhindern. 

In einigen Fällen kann auch eine moderne Lasertherapie, wie die MonaLisa Touch®-Behandlung, eingesetzt werden. Diese minimalinvasive Methode kann ambulant durchgeführt werden und dauert in der Regel nicht länger als fünf Minuten. Sie zielt darauf ab, die Symptome effektiv und langanhaltend zu lindern. 

Du kannst dich für eine oder mehrere Therapien entscheiden. Meine Kundinnen haben unterschiedliche Therapieformen probiert. Jede konnte für sich das beste aus ihrer Theraie herausholen.

Es ist wichtig, dass die Behandlung frühzeitig beginnt, um schwere Folgen wie Vernarbungen, Verhärtungen und Gewebeschwund zu vermeiden und das Risiko für Krebsvorstufen zu minimieren. ​​

Wie kann mich Ernährung bei Lichen Sclerosus unterstützen?

Lichen Sclerosus ist eine autoimmun-entzündliche Erkrankung und lässt sich daher mit entzündungshemmender Ernährung positiv beeinflussen. Sie kann eine großartige Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung sein. 

Prinzipiell stärkt eine gesunde ausgewogene Ernährung das Immunsystem, das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und die Symptome der Erkrankung zu lindern. Da wir es hier mit einer Autoimmunerkrankung zu tun haben, bei der das Immunsystem überreagiert, sollte zunächst das Immunsystem die Möglichkeit haben, wieder “herunterzufahren”. Mit entzündungshemmender Ernährung funktioniert das - meiner Erfahrung nach - sehr gut.

Was kannst du tun, um deine Ernährung anzupassen:

  1. Entzündungshemmende Lebensmittel: Eine Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln ist, hilft dabei, die Entzündungsreaktionen deines Körpers zu mildern. Lebensmittel wie fetter Fisch (Lachs, Makrele), Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse, Olivenöl und reichlich frisches Obst und Gemüse sind empfehlenswert.

  2. Vermeidung von Reizstoffen: Bestimmte Nahrungsmittel können die Symptome verschlimmern. Es kann hilfreich sein, wenn du Nahrungsmittel, die bekannt dafür sind, Reizungen oder allergische Reaktionen hervorzurufen, vermeidest. Dazu gehören z.B. Zitrusfrüchte, scharfe Gewürze, Tomaten und vor allem verarbeitete Lebensmittel mit vielen Zusatzstoffen, wie Fertiggerichte. 

  3. Gluten - insbesondere Weizen - weglassen: Bei einigen meiner Kunden hat sich Gluten als Trigger herausgestellt. Viele verspüren eine deutliche Verbesserung ihre Gesundheitszustandes bereits innerhalb von ein bis zwei Wochen, nachdem sie Gluten konsequent aus ihrer Ernährung gestrichen haben.

  4. Gut für die Haut: Eine gute Versorgung mit Nährstoffen, die deine Hautgesundheit fördert, kann dich ebenfalls unterstützen. Vitamine wie Vitamin C und E sowie Zink und Selen sind wichtig für deine Hautregeneration und -heilung.

  5. Ballaststoffe und Probiotika: Ein gesundes Mikrobiom unterstützt das Immunsystem und reduziert Entzündungen. Mit probiotischen Lebensmitteln wie selbstgemachter Joghurt, Kefir, Sauerkraut und andere fermentierte Lebensmittel kannst du ganz einfach zu deiner Darmgesundheit beitragen. Ballaststoffe machen nicht nur satt, sondern “füttern” deine guten Darmmikroben. 

  6. Hydratation: Ausreichend Flüssigkeit ist entscheidend für die Hautgesundheit und hilft, Toxine aus dem Körper zu entfernen. Wasser ist immer eine gute Wahl, ebenso wie ungesüßte Tees. Im speziellen kann ich bestimmte Tees empfehlen, die den Verdauungsprozess und bestimmte Organe unterstützen.  

Wenn es deinem Darm gut geht, geht es auch deinem Immunsystem gut!

Generell würde ich das so zusammenfassen, dass ein nährstoffreiche und entzündungshemmende Ernährung die Symptome von Lichen Sclerosus lindern kann. 

Wichtig finde ich eine ausgewogene Ernährung, die alle notwendigen Nährstoffe enthält, um das Immunsystem zu stärken und die Haut zu schützen. 

Es lohnt sich auch, einen Blick auf die Nährstoffversorgung zu werfen und mit Nahrungsergänzungsmitteln da zu unterstützen, wo ein Mangel vorliegt.

In meiner Beratung gehe ich immer individuell auf die Bedürfnisse meiner Kundinnen ein. Da ich inzwischen mit betroffenen Frauen zusammengearbeitet habe, weiß ich um die Problematik der Erkrankung. Deshalb erstelle ich spezielle Ernährungspläne, die zur Erkrankung Lichen Sclerosus passen. Meine Ernährungspläne können helfen, die Symptome der Erkrankung zu lindern. 

Es ist wichtig, in dem Zusammenhang auch den/die behandelnde Ärzt*in zu informieren.

Fazit

Insgesamt ist eine gesunde Ernährung eine wichtige unterstützende Maßnahme bei der Behandlung von Lichen Sclerosus. Ich empfehle eine ausgewogene Ernährung zu führen, die alle notwendigen Nährstoffe enthält, um das Immunsystem zu stärken und gleichzeitig die Haut zu schützen.

Außerdem möchte ich dir den Rat geben, deine Hautpflege nicht zu vernachlässigen und regelmäßige Kontrollen bei deiner Gynäkologin wahrzunehmen. Frage sie aktiv danach, wie es bei dir “da unten” aussieht. Sie kann in der Regel rechtzeitig Veränderungen feststellen. (Für einen selbst ist das etwas umständlich.) 

Hole dir auch eine Zweitmeinung ein, wenn du unsicher bist. Es gibt Dermatologen bzw. Hautärzt*innen, die spezialisiert auf Geschlechtskrankheiten sind. Es lohnt sich, auch dort nachzufragen. 

Ansonsten stehe ich dir auch für Fragen zur Verfügung. Am einfachsten geht das in einem kurzen telefonat, wo wir uns zusammen deine Situation ansehen. Ich schaue immer ganzheitlich, weil mich der Mensch als Ganzes interessiert! 

Du kannst unter diesem Link einen Termin vereinbaren.

Quellen:

Irene Rosinski

Als ausgebildete und zertifizierte Ernährungsberaterin und Gesundheitscoach lege ich meinen Fokus auf die Beratung bei Autoimmunerkrankungen sowie chronischen Entzündungen. Da ich selbst die Autoimmunkrankheit Hashimoto und div. Unverträglichkeiten habe, weiß ich, was es heißt, damit umgehen zu müssen.

Daher findest du in meinem Ernährungsmagazin zum einen Rezepte, die zuckerfrei, glutenfrei und milchfrei sind und zudem entzündungshemmend wirken, um deine Gesundheit zu unterstützen. Und zum anderen findest du viele Informationen und Wissenswertes rund um Autoimmunkrankheiten sowie chronische Erkrankungen und wie du mit Ernährung und entsprechender Bewegung, wieder zu mehr Wohlbefinden und Lebensqualität im Alltag kommst.

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